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Workshop „Genossenschaftliche Kooperation und überbetriebliche Zusammenarbeit bei der Erzeugung und dem Absatz von Milch und Milchprodukten in Deutschland“

Am 17. Dezember 2021 fand eine Videokonferenz zwischen DBV und AKKOR zum Thema Genossenschaftliche Kooperation und überbetriebliche Zusammenarbeit bei der Erzeugung und dem Absatz von Milch und Milchprodukten in Deutschland“ im Rahmen der Veranstaltungen des Projekts "Deutsch-Russischer agrarpolitischer Dialog" statt. Die Experten aus Deutschland teilten den russischen Teilnehmern ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet mit.

Jens Schaps betonte, die Milchviehhaltung sei der wichtigste Sektor der deutschen Landwirtschaft (33 Millionen Tonnen und 11 Milliarden Euro Rohertrag). Es gebe 58.000 aktuell noch Milchviehbetriebe in Deutschland. Zudem werde die Milchverarbeitung in Deutschland von 260 milchwirtschaftlichen Unternehmen durchgeführt (Stand Ende 2018). Davon seien gut die Hälfte Kapitalgesellschaften, ein Drittel Genossenschaften und der Rest Einzelfirmen und Personengesellschaften.

Vertreter verschiedener Organisationsformen präsentierten den russischen Landwirten beim Workshop die Schwerpunkte ihrer Tätigkeiten.

Die Molkereigenossenschaft NordseeMilch eG wurde von Frank Petersen, Aufsichtsratsvorsitzender und Alexander Diehl, stellvertretender Geschäftsführer, vorgestellt. Die NordseeMilch eG (200 Mitglieder) ist ein mittelständisches, unabhängiges, modernes und leistungsstarkes Unternehmen. Die Genossenschaft produziert ca. 170 Mio. L Frischmilch für den Lebensmitteleinzelhandel und bietet ein Festpreis-Modell für ihre Bauer an. Die Preise basieren auf den Börsenmilchwerten von Butter und Magermilchpulver an der EEX, der Leipziger Warenterminbörse. Die Agrarwirtschaft steht vor gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Herstellung von sicheren und preiswerten Lebensmitteln reicht nicht mehr aus, Mehrwertkonzepte (z. B. Tierwohl, Bio, Regionalität etc.) werden gefordert.

Die Themen, insbesondere Haltungsformen, CO2-Footprint, Klimaschutz und Klimaneutralität müssen beantwortet werden und zwar schnell. In diesem Zusammenhang erhalten Landwirte, die ihre Tiere unter bestimmten Bedingungen halten (Platzangebot, Licht etc.), vier Cent mehr pro Liter Milch.

Romuald Pientka, Direktor einer Erzeugergemeinschaft, sprach über Erzeugerkooperationen im Spannungsfeld des Milchmarktes, über Organisation und Herausforderungen am Beispiel der EZG "Sächsische Qualitätsmilch". 20 Mitglieder sind dort freiwillig organisiert und es gibt keine vorgeschriebenen Kapitaleinträge. Die Marketingstrategie umfasst den Aufkauf sämtlicher Rohmilch der Mitglieder, Transportorganisation und Qualitätskontrollen, Abschluss von Vereinbarungen und Verträgen.

Hr. Pientka zufolge sei es notwendig, die aktuelle Entwicklung des Marktes und den sich ändernden Anforderungen der Verbraucher (Nachfrage nach Biomilch) zu berücksichtigen. Damit könnte eine EZG viel Erfolg erzielen.

Die russischen Landwirte (Mitglieder von AKKOR) zeigten großes Interesse an den Vorträgen ihrer deutschen Kollegen, stellten aktiv Fragen, z.B. zum Thema Wertschöpfung in Genossenschaften und würden die weitere Zusammenarbeit und den Wissensaustausch gerne fortsetzen.