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Paneldiskussion im Rahmen der AGROS-Veranstaltungen zum Thema "Agrarpolitik für mehr Tierwohl und Klimaschutz - Chancen für die tierische Produktion, Vermarktung und Export“

Die Veranstaltung des Deutsch – Russischen Agrarpolitischen Dialogs und der DLG International bot eine spannende Diskussion unter hochrangigen Vertretern der russischen Politik und Wirtschaft, bereichert durch Vorträge von Experten aus Deutschland. Frau Senatorin Zlenko eröffnete die Diskussion und stellte die hohe Bedeutung des Klimaschutzes für Russland sowie die Schlüsselrolle der Landwirtschaft heraus. In Russland bestünden große Potentiale die Nachhaltigkeit der tierischen und pflanzlichen Produktion zu erhöhen. Beispielweise sei die Nutzung betrieblicher Stoffkreisläufe, insbesondere die Verwendung der in der Tierhaltung anfallenden Reststoffe als organische Düngemittel in Russland noch kaum entwickelt. Während in Russland organische Düngung und deren positive Effekte wie der Aufbau organischer Substanz kaum genutzt werden, stellt sich die Lage in Deutschland gegensätzlich dar. Bedingt durch das Überangebot von Nährstoffen in vielen Regionen Deutschlands gelten strenge Vorschriften bzgl. der Ausbringung und Lagerung von Reststoffen der Tierhaltung. Herr Dr. Sweers von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erläuterte die Zusammenhänge der Nährstoffbilanzierung und rechtlichen Rahmenbedingungen des Trinkwasser- und Gewässerschutzes. Die intensive Tierhaltung und ihre sinkende Akzeptanz in der Gesellschaft erfordern einen Wandel. Hier ist die Agrarpolitik gefordert. Als erste Ziele verfolgt die neue Bundesregierung in Deutschland die Ausweitung des ökologischen Landbaus sowie den Umbau der Tierhaltung, wie Herr Dr. Snell, Leiter der Stabsstelle Nutztierhaltung im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, erläuterte. Dabei spielen die Ansprüche der Bevölkerung an die Haltungsform der Nutztiere, d.h. an das Tierwohl, derzeit eine zentrale Rolle.

Frau Dr. Hammer, Geschäftsführerin Bundesverband Rind und Schwein e.V., gab zu bedenken, dass der geforderte Wandel der Agrarproduktion aus Sicht der Betriebe ausreichend Zeit und Planungssicherheit für die nötigen Investitionen benötige. Auch solle der Wandel ein Schritt nach vorne sein, d.h. dem technischen Fortschritt folgen, die Effizienz steigern und sich für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe neutral oder sogar positiv auswirken.
Das derzeit der finanzielle Spielraum besonders von schweinehaltenden Betrieben gering bzw. die Wirtschaftlichkeit bei sinkenden Fleischpreisen, hohen Rohstoff- und Futtermittelpreisen und zusätzlichen Stressfaktoren durch die Pandemie für deutsche Betriebe kaum mehr gegeben ist, zeigte der Vortrag von Herrn Verhaagh vom Thünen Institut. In Russland dagegen haben die tierhaltenden Betriebe gute wirtschaftliche Aussichten durch relativ niedrige Kosten und einen attraktiven Binnenmarkt. Sollte sich das rasante Wachstum der Landwirtschaft in Russland fortsetzen, wird mit steigendem Wettbewerb jedoch ebenfalls ein Umdenken von einer Mengenorientierung in Richtung Qualität und Alleinstellungsmerkmale für den Verbraucher, z.B. durch erhöhte Standards an die Produktion erforderlich werden. Bereits jetzt könnten bei Investitionen in z.B. Stallgebäude entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten berücksichtigt werden. Potentiale der Technologie zeigte Lars Abraham, Geschäftsführer bei Dropnostix und Vorstand im Bitkom Arbeitskreis Landwirtschaft in seinem Vortrag zu digitalen Systemen in der Rinderhaltung auf. Das die Umsetzung großer Investitionen und deren langfristige Planung für russische Betriebe keine einfache Aufgabe darstellen wird, wurde am Beispiel des Betriebs Lazarevskoje deutlich. Die Geschäftsführerin Frau Romanowskaja konnte von der sehr erfolgreichen Entwicklung ihres Betriebes aus der Region Tula mit heute 31 eigenen Verkaufsstellen berichten.

Als Fazit der Veranstaltung lassen sich zwischen Russland und Deutschland große Unterschiede in den Aufgaben für Agrarpolitik, Verbände und Betriebe erkennen, gleichzeitig wird aber klar, dass in vielen Bereichen der Einsatz moderner Technologien in beiden Ländern ein Lösungsansatz für den Wandel zu einer klima- und umweltfreundlicheren, für Verbraucher transparenteren und verständlicheren Landwirtschaft bietet. Wie Frau Senatorin Zlenko betonte, kommt es vor allem in der Lösung der globalen Probleme wie dem Klimawandel auf eine konstruktive Zusammenarbeit beider Länder an.

Dazu wollen wir mit dem Deutsch – Russischen Agrarpolitischen Dialog auch weiterhin eine Plattform bieten und freuen uns auf einen lebendigen Austausch!

Wir danken allen Beteiligten für Ihre interessanten Beiträge sowie Frau Dr. Hunger für die Moderation!